Ankaufsvorschlag 2021

David Claerbout, Wildfire (meditation on fire) und Konvolut von zehn Zeichnungen.

Als Anschaffung schlagen wir die Videoarbeit Wildfire (meditation on fire) von 2019/20 sowie ein umfangreiches Konvolut von Zeichnungen des belgischen Künstlers David Claerbout vor.

Mit gleichermassen spektakulären wie vielschichtigen Videoarbeiten ist der 1969 in Kortrijk (Belgien) geborene David Claerbout in den vergangenen Jahren international hervorgetreten. Das belegen umfangreiche Einzelausstellungen in führenden Institutionen weltweit, so u.a. 2007 im Pariser Centre Pompidou, 2012 in der Wiener Secession, 2016 im Frankfurter Städel und 2018 im Kunsthaus Bregenz. 

Claerbouts multimediales Schaffen zielt auf eine grundlegende Reflexion über die (bildnerischen) Gattungen und ihre historischen Traditionen. In seinem konzentrierten Werk wird Zeit zur entscheidenden Dimension der Wahrnehmung. Raffiniert spielt der Künstler mit den möglichen Dehnungen und Verdichtungen des Zeitlichen zwischen Müssiggang und Aktion, Moment und Dauer.  

In der Ausstellung Laziness of Action feierte das eindrückliche Werk Wildfire (Meditation on Fire) von 2019/2020 in Winterthur seine Weltpremiere. Ausgehend von einer intensiven Beschäftigung mit dem flämischen Meister Hans Memling (1433/40-1494) hat der Künstler ein Werk entwickelt, das die Gegensätze in dessen Malerei in die digitale Bildwelt übersetzt: „Ich erinnere mich, dass für Hans Memling die Koexistenz von heissen und kühlen Bereichen Himmel und Hölle entsprach. Das hat zuerst meine Aufmerksamkeit geweckt. (…) Darüber nachzudenken, wie der Eindruck eines Feuers – beinahe die Definition von Vergänglichkeit – sich in ein solides Gebäude von Flammen verwandeln könnte, inklusive der Löcher, die als Fenster, aufsteigende Feuersäulen als Flammensäulen mit brennendem Dach usw. zu verstehen wären. Es fällt schwer, sich nicht mit der Vorstellung anzufreunden, die diesem Flammengebäude unterliegt und die seine Schönheit ausmacht.“ (Claerbout). In Wildfire bricht die Action langsam aus, das Feuer greift dann umso heftiger um sich, verschlingt das Grün des Waldes in einem Feuersturm, während der Audiokanal angesichts des Infernos seltsam zurückhaltend, beinahe ruhig bleibt und damit den Zweifel am Bild befeuert. 

Was weniger bekannt sein dürfte: Claerbouts aufwendigen filmischen Projekten liegen meist umfangreiche zeichnerische Recherchen zugrunde, angefangen von ersten spontanen Skizzen über lavierte Zeichnungen und Gouachen, in denen er bestimmte Situationen für sich klärt, bis zu finalen Arbeiten auf Papier, welche die filmische Arbeit gleichsam abschliessen. Sein zeichnerisches Werk besticht durch eine stete, oft mehrere Jahre beanspruchende Arbeitsweise, die mit grosser Akribie und Aufmerksamkeit auf jedes Produktionsdetail blickt, um die eigene visuelle Vorstellung zu klären. Die Zeichnungen geben einen erhellenden Einblick in die aufwendigen Such- und Denkbewegungen des Künstlers, die schliesslich zu raumgreifenden Videoinstallation führen. Zugleich offenbaren sie den international tätigen Multimediakünstler als virtuosen Zeichner, der seinesgleichen sucht. 

Mit dem Erwerb von Wildfire und einem Konvolut von zehn Zeichnungen könnte das Kunst Museum Winterthur seine Sammlung von Werken des Künstlers vervollständigen und zu einem schweizweit einzigartigen Sammlungsschwerpunkt ausbauen.

Wildfire (Meditation on Fire): Galeriepreis letztes Exemplar CHF 100’000.-.

Konvolut von zehn Zeichnungen, 2005 – 2020: Galeriepreis CHF 88’000.-.

Dank der freundschaftlichen Beziehungen zum Künstler kann die Werkgruppe zu ausserordentlich günstigen Konditionen direkt aus dem Atelier erworben werden.

Weiter können wir davon ausgehen, dass bei einer Annahme des Vorschlages, der Künstler das Kunst Museum Winterthur mit einem weiteren Konvolut von 12 Skizzen beschenken wird.